Innovationsindikator 2020
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    Breitenförderung hemmt Exzellenz

    Forschungsexzellenz.

    Deutschland erreicht im Subindikator Wissenschaft einen Indexwert von 61 und belegt damit einen Platz im oberen Mittelfeld. Schwächen finden sich zum Beispiel in der Exzellenzrate, also dem Anteil an den am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Publikationen. Hier erreicht Deutschland mit 13 Prozent nur den 15. Platz. Die seit Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung der Exzellenzrate zeigt, dass die politischen Initiativen zur Stärkung der Wissenschaft, insbesondere die Exzellenzinitiative, kaum zur Verbesserung der Situation beigetragen haben. Ein Hauptgrund ist, dass der Staat die Mittel über zu viele Einrichtungen verteilt hat. Der Trend zur Förderung in der Breite setzt sich auch im Nachfolgeprogramm, der Exzellenzstrategie, fort.

    Die steigenden Zahlen der Förderfälle in der Exzellenzstrategie zeigen: Vom Exzellenzgedanken wendet sich die Forschungsförderung in Deutschland immer weiter ab – zugunsten einer stärkeren Gleichverteilung der Mittel. Obwohl die Breitenförderung auch systemische Vorteile haben kann, wird sie dennoch kaum dazu beitragen, dass international sichtbare Forschungsuniversitäten entstehen, die mit den angloamerikanischen Wettbewerbern wie Cambridge, Oxford, Harvard oder dem MIT auf Augenhöhe konkurrieren. Beim Wissens- und Technologietransfer, der hierzulande seit Langem im Zentrum der Innovationspolitik steht, befindet sich Deutschland auf ähnlichem Niveau wie viele etablierte Innovationsnationen. Zwar erreichen einzelne Länder wie Singapur deutlich höhere Werte. Diese Länder stehen dann aber vor der Herausforderung, das Wissen und die Technologien nicht nur tatsächlich zu transferieren, sondern auch in die Anwendung und die Generierung von Wertschöpfung zu bringen. Verwertung ist Aufgabe der Wirtschaft und nicht der Wissenschaft.

    Weiterbildung wird wichtiger

    Fachkräftemangel.

    Die Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems hängt stark von der hohen fachlichen Kompetenz der Beschäftigten ab. Die komplexe Integration unterschiedlicher Technologien – zum Beispiel im Automobil- und Maschinenbau – führt zu einer hohen Nachfrage nach vielfältigen Qualifikationen quer über alle MINT-Bereiche. Dies gilt sowohl für die gewerbliche als auch die akademische Ausbildung. Aufgrund des demografischen Wandels ist absehbar, dass der Bedarf aus dem eigenen Bildungs- und Qualifikationssystem heraus nicht zu decken sein wird. Die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist unverzichtbar.

    Das deutsche Bildungssystem erreicht gemessen am Subindikator Bildung lediglich einen Platz im Mittelfeld. Deutschland konnte seine Position seit Mitte der 2000er Jahre zwar verbessern, hat sich aber jüngst beim Indexwert verschlechtert und schließlich auch einen Rangplatz eingebüßt. Bei den öffentlichen und privaten Bildungsausgaben je Studierenden liegt Deutschland deutlich hinter den angelsächsischen Ländern, aber auch der Schweiz und Schweden zurück.

    Das Ausbildungssystem kann aufgrund der sich rasch wandelnden Qualifikationsanforderungen den Bedarf an fachlichen Kompetenzen nicht alleine decken. Wichtig sind daher Investitionen in die Weiterbildung. Dies gilt insbesondere für Kompetenzerweiterungen an den Schnittstellen neuer Anwendungsbereiche, die sich durch die Digitalisierung und den Umbau des Produktions- und Mobilitätssystems ergeben.

    Digitalisierung erfordert Umdenken

    Systemtransformation.

    Der Innovationswettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren weiter intensiviert. Der bestimmende Trend ist die Digitalisierung. Um ihre Möglichkeiten zu nutzen, sind ein massiver Ausbau der IT-Infrastruktur und der IT-Kompetenzen ebenso notwendig wie geeignete Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle. Daneben stehen weitere Veränderungen an: der Umbau der Energieversorgung und des Mobilitätssystems sowie die Anpassungen an den demografischen Wandel. Es sind somit massive Investitionen in die Infrastrukturen – zum Beispiel in Ladesäulen, erneuerbare Energien oder die Dateninfrastruktur – notwendig. Diese lassen sich unter anderem anhand der Bruttoanlageinvestitionen international einordnen. In einer solchen Umbruchsituation sind nicht nur hohe Investitionen in Bildung, Forschung, neue Technologien und innovative Lösungen notwendig. An vielen Stellen muss das System der Wissensproduktion und -umsetzung auch grundsätzlich neu aufgestellt werden. Diese „Systemtransformation“ geht mit zusätzlichen Kosten einher.

    Was die Ausweitung der Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie die Infrastrukturen betrifft, hat Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen. Es fehlt allerdings deutlich an Tempo. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist zuletzt zwar leicht angestiegen. Trotzdem belegt Deutschland mit 21,2 Prozent nur den 17. Rang. In Bezug auf FuE hat Deutschland die Drei-Prozent-Marke überschritten, bleibt damit aber trotzdem nur auf dem neunten Rang. Das 3,5-Prozent-Ziel muss deshalb stark in den Fokus rücken. Zu seiner Erreichung wird aber auch ein Umbau der Wirtschaftsstruktur hin zur Nutzung digitaler Technologien notwendig sein.

    Wissen muss internationaler werden

    Internationale Kooperationen und Handelshemmnisse.

    Der Zugang zum globalen Wissensbestand ist für innovationsorientierte Volkswirtschaften eine essenzielle Voraussetzung. Der Innovationsindikator berücksichtigt dies über mehrere Indikatoren wie beispielsweise internationale Ko-Patente. Deutschland landet hier im Vergleich der 35 Volkswirtschaften im hinteren Bereich. Deutschland steht hingegen beim Anteil der aus dem Ausland finanzierten FuE recht gut da und zeigt einen Aufwärtstrend. Gleichwohl nutzen deutsche Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus kleineren Volkswirtschaften seltener Wissen aus dem Ausland für die eigene Technologieentwicklung. Die deutsche Wissenschaft ist demgegenüber intensiver international vernetzt.

    Eine starke internationale Ausrichtung zeigt sich bei den Exporten, gerade auch von forschungs- und wissensintensiven Gütern. Deutschland weist hier den zweithöchsten Anteil am Welthandel hinter China auf. Kaum ein anderes Land ist so abhängig vom Absatz der eigenen Innovationen auf internationalen Märkten wie Deutschland. Gerade der Austausch mit Volkswirtschaften außerhalb der EU spielt eine zunehmende Rolle. Hier stellt der Aufbau von Handelsbarrieren eine große Gefahr dar, die Deutschland nicht nur wirtschaftlich direkt treffen würde, sondern auch die wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen könnte. Außerdem muss Deutschland gegenüber internationalen Technologien offener werden und sie stärker für sich nutzen.

    Hintergrundmotiv: piranka/iStock

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