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    dänemark wirtschaftet am grünsten

     

    Nachhaltig wirtschaften

    Nachhaltigkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sie zielt darauf ab, die ökonomischen und sozialen Bedürfnisse der derzeitigen Generation zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Nachhaltigkeit ist zudem volkswirtschaftlich relevant, weil nur durch das Einhalten planetarer Grenzen Wirtschaftssysteme langfristig erfolgreich und damit Grundlage gesellschaftlichen Wohlstands sein können. Die hier im Fokus stehende ökologische Nachhaltigkeit ist dabei die zentrale Voraussetzung für die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Für das Erreichen nachhaltig aufgestellter Innovationssysteme müssen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Staat und Wirtschaft Beiträge leisten. Das Erreichen von Nachhaltigkeit ist somit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

    unternehmen wichtiger hebel

    Die Wirtschaft (Energiewirtschaft, andere industrielle Verbrennung) ist mit mehr als zwei Dritteln nicht nur größter Emittent von CO2 in Deutschland, sondern auch Träger vieler Innovationen und Innovationspotenziale im Bereich der Nachhaltigkeit. Dies macht deutlich, dass die Unternehmen der entscheidende Hebel sind, um Umweltbelastungen zu reduzieren, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Unternehmen können durch Umstellung auf umweltfreundlichere Produktionsmethoden, Geschäftsmodelle und Produkte einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Dabei sind insbesondere der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft sowie die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien wichtig.

     

    Kreislaufwirtschaft spielt eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Entwicklung, da sie das Prinzip der Ressourcenschonung in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, in der Rohstoffe abgebaut, verarbeitet und am Ende als Abfall entsorgt werden, sind in der Kreislaufwirtschaft die Produkte so konzipiert, dass sie ressourcenschonend hergestellt, möglichst lang und hochwertig im Kreislauf gehalten und am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden können. Dies trägt dazu bei, den Einsatz von Ressourcen und die Belastung der Umwelt zu reduzieren. Darüber hinaus können durch die Implementierung von Kreislaufwirtschaft neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten entstehen, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltig sind.

     

    Die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien spielt eine ebenso wichtige Rolle für Nachhaltigkeit, da sie dazu beitragen kann, Umweltbelastungen zu reduzieren und natürliche Ressourcen zu schonen. Unternehmen, die in umweltfreundliche Technologien investieren, können nicht nur die Wirtschaft nachhaltiger gestalten, sondern auch einen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt leisten. Dazu zählen beispielsweise die Förderung erneuerbarer Energien, die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in der Produktion und die Herstellung umweltfreundlicher Produkte.

     

    Bei der Entwicklung solcher Technologien kommt allerdings auch der Wissenschaft eine besondere Rolle zu. Durch die Generierung neuen technologischen Wissens aber auch durch die Verbesserung des Verständnisses für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge kann die Wissenschaft zum Entstehen neuer umweltverträglicher Produktionsweisen und Produkte beitragen. Hierbei müssen Wissenschaft und Wirtschaft frühzeitig im Innovationsprozess zusammenarbeiten.

     

    Neben der Wirtschaft, die umweltfreundliche Produkte und Verfahrensweisen entwickelt und implementiert, und der Wissenschaft, die hierfür notwendiges Wissen zur Verfügung stellt, kommt dem Konsumverhalten eine zentrale Rolle zu. Ein umweltbewusstes Konsumverhalten verringert die Umweltbelastung und stellt gleichzeitig einen Anreiz für Unternehmen dar, nachhaltige Angebote zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das Konsumverhalten hat außerdem einen wesentlichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Verkehrssystems, das zu einem der Sektoren mit besonders hohen Umweltbelastungen zählt. So ist der Verkehr/Transport für etwa 20 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Um Konsum- und Mobilitätsmuster zu verändern, ist eine Sensibilisierung zum Thema Nachhaltigkeit in der Breite der Gesellschaft notwendig.

    politik gefordert

    Um diese Änderungen zu initiieren, zu flankieren und abzusichern, kommt auch der Politik eine zentrale Rolle zu. Sie kann durch Gesetze und Förderprogramme die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist die Förderung von erneuerbaren Energien und von Energieeffizienz durch Subventionen und Anreizprogramme. Die Politik kann auch dazu beitragen, umweltschädliches Verhalten durch Regulierungen und Steuern zu reduzieren. Darüber hinaus kann die Politik die Bildung und Sensibilisierung für Nachhaltigkeit fördern.

     

    Der Innovationsindikator bildet diese verschiedenen Aspekte in seinem Indikator Nachhaltigkeit durch elf Einzelindikatoren ab. Diese berücksichtigen nicht nur Umwelttechnologien und deren Nutzung, sondern auch zentrale Bereiche des Umweltinnovationssystems mit Blick auf Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Zivilgesellschaft. Ziel der hier dargestellten Analysen ist die Bewertung der Ausrichtung der Volkswirtschaften auf Nachhaltigkeitsinnovationen. Berücksichtigt wird dabei das gleiche Länderset wie bei den Themen Innovation und Schlüsseltechnologien. Alle Indikatoren sind ebenfalls normiert, sodass reine Größeneffekte die Erfassung nicht verzerren.

    einzelindikatoren zur messung der nachhaltigkeit und ihre quellen

     

    • FuE in erneuerbarer Energien und Energieeffizienz als Anteil am BIP
       
    • Grüne Frühphasen-Investitionen
       
    • Staatliche FuE-Förderung Umwelt und Energie
       
    • Einstellung zu Umweltthemen, Präferenz Umwelt versus Wirtschaft
       
    • Umweltrelevante wissenschaftliche Publikationen pro Kopf der Bevölkerung
       
    • Exporte nachhaltiger Güter als Anteil am BIP
       
    • Umweltinnovationen in Unternehmen
       
    • Environmentall Policy Stringency Index
       
    • Umweltrelevante Patente pro Einwohner
       
    • ISO-14001-Zertifizierungen
       
    • Umweltsteuern
       

    Zentrale Ergebnisse

    Das Ranking des Indikators Nachhaltigkeit wird mit deutlichem Abstand von Dänemark angeführt, das auf 68 Punkte kommt. Mit einem Abstand von 14 Punkten folgt mit Finnland ein weiteres nordisches Land auf Rang 2. Mit 47 Punkten erreicht Deutschland in diesem Indikator den dritten Platz, auch wenn der Abstand zum führenden Dänemark sehr groß ist. Auf den Plätzen 4 und 5 folgen die beiden skandinavischen Länder Norwegen (47 Punkte und punktgleich mit Deutschland) und Schweden (45). Frankreich (45), Österreich (45), Italien (44), Südkorea (44) und Japan (42) folgen auf den Rängen 6 bis 10, gefolgt von einem breiteren Mittelfeld. Insgesamt zeigt sich, dass das Ranking sehr deutlich durch europäische Volkswirtschaften, insbesondere solche aus Nordeuropa, dominiert wird. Dabei ist augenfällig, dass die im Indikator Innovationsfähigkeit führenden Nationen Schweiz und Singapur beim Thema Nachhaltigkeit mit 40 Punkten (Schweiz, Platz 11) beziehungsweise 27 Punkten (Singapur, Platz 23) nur mittelmäßig beziehungsweise stark unterdurchschnittlich abschneiden. Ob und inwieweit sich Nationen auf nachhaltiges Wirtschaften konzentrieren, muss also nicht zwangsläufig mit der derzeitigen Fähigkeit, Innovationen hervorzubringen, Hand in Hand gehen.

     

    Das breitere Mittelfeld umfasst neben der Schweiz auch einige weitere europäische Länder wie Großbritannien (39), die Niederlande (38) und Belgien (36). Es finden sich hier aber auch viele der ost- und südeuropäischen Nationen. So belegen Portugal (35), Griechenland (28) und Spanien (25) die Rangplätze 17, 22 und 24. Tschechien liegt mit 38 Punkten noch auf einem verhältnismäßig guten Platz. Ungarn (30) liegt auf Rang 21 deutlich weiter hinten. Polen kommt mit 21 Zählern nur auf Platz 27. Im Mittelfeld liegt auf Rang 20 ebenfalls China, das 31 Punkte erzielen kann.

     

    Als enttäuschend hingegen muss man das Abschneiden der USA bezeichnen, die mit lediglich 17 Punkten und einem 28. Platz den Reigen der Schlusslichter anführen. Für eine moderne Industrienation im 21. Jahrhundert ist dieses Ergebnis ernüchternd, insbesondere da die USA in nahezu allen Nachhaltigkeitsindikatoren schlecht abschneiden. Ebenfalls in dieser Gruppe liegen mit Brasilien (16), Indonesien (15), Südafrika (15) sowie Russland (5) eine Reihe von Schwellenländern.

     

    Erwähnenswert sind allerdings mit Irland und Israel zwei weitere etablierte Industrieländer, die nur auf 16 beziehungsweise 13 Punkte kommen. Irland verzeichnet dabei besondere Schwächen bei den Unternehmen, zum Beispiel mit Blick auf Umweltinnovationen, FuE im Bereich erneuerbarer Energien sowie ISO-14001-Zertifizierungen. Israel punktet zwar im Bereich Umweltsteuern, ist in Bezug auf umweltbezogene Regulierungen aber eher zurückhaltend, was sich auch in den Umweltinnovationen der Unternehmen widerspiegelt.

     

    Um einen detaillierteren Blick auf die einzelnen Volkswirtschaften zu werfen, werden die zeitlichen Verläufe sowie die Positionen der Länder bezüglich der einzelnen Indikatoren genauer beleuchtet. In Analogie zum Vorgehen im Kapitel Innovationsfähigkeit werden vergleichbare Gruppen (führende Länder, große Volkswirtschaften, Ost- und Südeuropa, Schwellenländer) gebildet.

    Nachhaltigkeit: Ranking und Indexwerte der Volkswirtschaften

    1Dänemark68
    2Finnland54
    3Deutschland47
    4Norwegen47
    5Schweden45
    6Frankreich45
    7Österreich45
    8Italien44
    9Südkorea44
    10Japan42
    11Schweiz40
    12Großbritannien39
    13Tschechien38
    14Niederlande38
    15Belgien36
    16Kanada36
    17Portugal35
    18Australien34
    19Taiwan33
    20China31
    21Ungarn30
    22Griechenland28
    23Singapur27
    24Spanien25
    25Mexiko23
    26Indien22
    27Polen21
    28USA17
    29Türkei16
    30Brasilien16
    31Irland16
    32Indonesien15
    33Südafrika15
    34Israel13
    35Russland5

    Quelle: Innovationsindikator 2023

    Erstellen Sie Ihre eigenen Rankings

    Europa dominiert

    Wie die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt, sind die punktemäßigen Ergebnisse für die meisten im Indikator Nachhaltigkeit führenden Volkswirtschaften über die Zeit recht stabil. So hat Dänemark bereits im Jahr 2005 einen Wert von 66 erreicht. Im aktuellsten Jahr 2021 lag es mit 68 Punkten zwei Punkte darüber. Eine ähnlich stabile Entwicklung ist für Schweden zu konstatieren, das 2021 45 Punkte erreichte (–2 gegenüber 2005). Deutschland konnte sich in diesem Zeitraum moderat von 42 auf 47 Punkte verbessern – ebenso Norwegen, das 2021 auf ebenfalls 47 Punkte kam, während es 2005 erst 39 erreicht hatte. Den größten Sprung im Ranking macht Frankreich, das nach 34 Punkten im Jahr 2005 nun auf 45 Punkte kommt. Das einzige Land der Spitzengruppe, das sich deutlich verschlechtert hat, ist Finnland: Von 63 Punkten im Jahr 2005 fiel es auf 54 Punkte im Jahr 2021 zurück. Da der Abstand zu den Folgenationen allerdings hinreichend groß war, konnte der zweite Platz behauptet werden.

     

    Ein Blick auf die Ausprägungen bei den Einzelindikatoren zeigt dabei deutliche Stärken-/Schwächen-Profile auf. Das führende Dänemark punktet vor allen Dingen durch eine hohe relative Zahl umweltbezogener wissenschaftlicher Publikationen, Umweltinnovationen der Unternehmen und umweltrelevante Patente, in denen es jeweils den Bestwert und damit 100 Punkte erreicht. Schlecht aufgestellt ist es lediglich bei der ISO-Zertifizierung. Diese Schwäche teilt Dänemark mit den meisten anderen Ländern in der Führungsgruppe. Die Gründe für die unterschiedliche Diffusion von Umweltstandards wie ISO 14001 liegen dabei in aller Regel in nationalen, teilweise idiosynkratrischen, regulatorischen Rahmenbedingungen.6

     

    Deutschland belegt bei keinem der Indikatoren absolute Spitzenplätze. Gute Werte werden aber bei der staatlichen Förderung für umweltrelevante FuE (84), beim Kaufverhalten (78) sowie bei grünen Frühphasen-Investitionen (74) erreicht. Das insgesamt gute Abschneiden Deutschlands erklärt sich daraus, dass es keinen Ausreißer nach unten gibt. So liegen nahezu alle Indikatoren im soliden Mittelfeld. Das unterstreicht, dass das deutsche System in seiner Breite auf Nachhaltigkeitsthemen ausgerichtet ist. Kritisch ist jedoch anzumerken, dass bei zentralen Erfolgsindikatoren der Wirtschaft, wie Umweltinnovationen (45), FuE in erneuerbaren Energien (34) und Patenten (35), deutlich Nachbesserungspotenzial besteht.

     

    Frankreich, das sich im Ranking stark verbessern konnte, punktet vor allen Dingen durch Fortschritte, die auf den Staat zurückzuführen sind. So erreicht Frankreich beim Environmental Stringency Index die höchste Punktzahl in der Vergleichsgruppe der 35 Länder. Der Index ist ein Maß für die Stärke umweltbezogener Regulierungen. Zum Vergleich, Deutschland kommt hier auf lediglich 41 Punkte. Ein sehr hoher Wert zeigt sich für Frankreich außerdem bei der Förderung für umweltbezogene FuE. In der Wirtschaft oder beim Konsumverhalten gibt es noch deutliches Verbesserungspotenzial. Österreich zeichnet sich durch besondere Stärken im Bereich grüner Frühphasen-Investitionen aus. Bei den meisten anderen Indikatoren liegt Österreich eher im Mittelfeld.

    Nachhaltigkeit: entwicklung von Volkswirtschaften mit hohem Indexwert

    Indikator Nachhaltigkeit für Volkswirtschaften mit hohem Indexwert (2005–2021)

    Deutschland

    Österreich

    Dänemark

    Finnland

    Frankreich

    Norwegen

    Schweden

    Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI

    Deutschland ist in der breite auf nachhaltig­keitsthemen ausgerichtet. «

    Nachhaltigkeit: gesamtranking der Volkswirtschaften

    RANG 2005 2010 2015 2020 2021
    1 Dänemark Dänemark Dänemark Dänemark Dänemark
    2 Finnland Finnland Finnland Finnland Finnland
    3 Japan Norwegen Italien Norwegen Deutschland
    4 Ungarn Schweden Schweden Deutschland Norwegen
    5 Schweden Österreich Norwegen Österreich Schweden
    6 Schweiz Niederlande Japan Italien Frankreich
    7 Deutschland Ungarn Deutschland Frankreich Österreich
    8 Niederlande Kanada Frankreich Schweden Italien
    9 Belgien Tschechien Schweiz Südkorea Südkorea
    10 Norwegen Schweiz Südkorea Grossbritannien Japan
    11 Österreich Südkorea Österreich Japan Schweiz
    12 Südkorea Japan Grossbritannien Schweiz Grossbritannien
    13 Tschechien Deutschland Niederlande Tschechien Tschechien
    14 Australien Italien Taiwan Niederlande Niederlande
    15 Frankreich Australien Australien Taiwan Belgien
    16 Kanada Grossbritannien Kanada Kanada Kanada
    17 Italien Frankreich Belgien Belgien Portugal
    18 Grossbritannien Spanien Portugal Portugal Australien
    19 Mexiko Taiwan Tschechien Australien Taiwan
    20 Spanien China Polen China China
    21 Portugal Belgien China Ungarn Ungarn
    22 Griechenland Mexiko Ungarn Griechenland Griechenland
    23 Singapur Portugal Spanien Spanien Singapur
    24 Polen Polen Griechenland Singapur Spanien
    25 Südafrika Singapur Mexiko Mexiko Mexiko
    26 Irland Türkei Singapur Polen Indien
    27 Israel Griechenland Türkei Indien Polen
    28 Türkei Irland Südafrika USA USA
    29 USA Israel Brasilien Türkei Türkei
    30 China USA Indien Brasilien Brasilien
    31 Taiwan Brasilien Irland Indonesien Irland
    32 Russland Südafrika USA Südafrika Indonesien
    33 Indien Russland Israel Israel Südafrika
    34 Brasilien Indien Indonesien Irland Israel
    35 Indonesien Indonesien Russland Russland Russland

    Quelle: Innovationsindikator 2023

    chinas grüner plan

    Innerhalb der Gruppe der großen Volkswirtschaften konnten insbesondere Großbritannien, Südkorea und China ihre Plätze im Ranking verbessern. Während China zu Beginn der Erfassungsperiode nur auf 14 Punkte kam und somit Teil der Schlussgruppe war, erreichte es 2021 bereits 31 Punkte. Die Verbesserung fand primär bis 2010 statt. Seitdem geht es nur noch leicht bergauf. Die chinesische Regierung hatte bereits seit Mitte der 2000er-Jahre in der Phase der aufstrebenden wirtschaftlichen Entwicklung auf nachhaltige Energieversorgung und Umweltinnovationen gesetzt, ein Trend, der sich in jüngerer Zeit noch verstärkte.

     

    Kritiker sahen darin aber in vielen Bereichen lediglich ein „Greenwashing“ der Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftspolitik, vor allem, weil die klassische Energieversorgung weiter aufrechterhalten wurde, das heißt hauptsächlich Kohleverstromung. Gleichzeitig hat die chinesische Regierung nicht nur auf erneuerbare Energien gesetzt, sondern auch massiv in die Atomenergie investiert. Begründet wurde der weiterhin bestehende Energiemix insbesondere damit, dass der schnell ansteigende Energiebedarf in China andernfalls nicht gedeckt werden könne.

     

    Chinas Stärken beim Indikator Nachhaltigkeit bestehen bei den ISO-Zertifizierungen (100) sowie bei den Umwelteinstellungen der Bevölkerung (84). Bei den meisten anderen Einzelindikatoren liegt China zurück. Dies betrifft auch den Staat, der weder bei den Umweltsteuern (0) noch in Bezug auf umweltbezogene Regulierung (27) besonders aktiv ist. Andererseits setzt China zum Beispiel bei Elektromobilität sehr ambitionierte Ziele. Es bestehen in manchen Städten mittlerweile deutliche Zulassungsbeschränkungen für Verbrennerfahrzeuge. Bei der Elektromobilität wird die Regulierung zentral vorgegeben und regional durchgesetzt, auch weil es Teil der Innovationspolitik Chinas ist, bei Fahrzeugen mit neuen Antriebstechnologien zur Spitze der Volkswirtschaften aufzuschließen, indem die Verbrennertechnologie im Wesentlichen übersprungen wird (Leap-Frogging). Bei anderen zentralen Umweltregulierungen stehen jedoch bisweilen regionale wirtschaftliche Interessen entgegen und werden daher weniger konsequent umgesetzt.

    Usa weit zurück

    Großbritannien kam 2005 auf 30 Punkte und konnte sich 16 Jahre später um neun Punkte auf einen Indikatorwert von 39 verbessern. Südkorea erreichte zuletzt 44 Punkte, was einem Plus von sieben Zählern im Vergleich zu 2005 entspricht. Japan hingegen hat sich im Beobachtungszeitraum von 50 auf 42 Punkte verschlechtert. Als Ausreißer nach unten innerhalb der großen Volkswirtschaften müssen die USA gelten. Dabei hat sich an dem Indikatorwert über die Jahre hinweg wenig geändert. So erreichten die Vereinigten Staaten zuletzt 17 Punkte, was einem nur marginalen Plus von einem Punkt entspricht. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch im Nachhaltigkeitsindikator relative Werte entlang der Benchmark-Gruppe betrachtet werden. Dies führt dazu, dass die USA sich in einzelnen Indikatoren zwar absolut verbessert haben mögen, in der relativen Betrachtung aber so gut wie keine Verbesserung zu verzeichnen ist.

     

    Besonders augenfällig ist, dass die USA bei nahezu allen Indikatoren unterdurchschnittlich abschneiden. Sie erreichen lediglich bei den Umwelteinstellungen mit 43 Punkten einen Wert im Mittelfeld. Bei allen anderen Indikatoren werden maximal 27 Punkte (FuE im Bereich erneuerbarer Energien) erreicht. Null Punkte haben die USA beim Export nachhaltiger Güter sowie bei den Umweltsteuern. Diese Ergebnisse, insbesondere mit Blick auf den geringen Exporterfolg, zeigen deutlich, dass mit einer geringen Ausrichtung auf das Thema Nachhaltigkeit auch ökonomische Kosten verbunden sind. Relativiert werden muss dieses Ergebnis allerdings dahingehend, dass die USA bei forschungsintensiven Gütern insgesamt ebenfalls eine negative Handelsbilanz aufweisen. Daneben ist der Binnenhandel in den USA ein wichtiger Faktor, denn die nationale Nachfrage wird in Teilen durch nationale Angebote gedeckt. Drittens zielt der kürzlich verabschiedete Inflation Reduction Act auch darauf ab, nachhaltigen Technologien einen Vorschub zu geben.

     

    Großbritannien zeigt ebenso wie Deutschland wenige ausgeprägte Stärken und Schwächen. Bei vielen Indikatoren, gerade im Bereich der staatlichen Regulierung oder Förderung, werden solide Werte erzielt. Nicht ganz so gut steht Großbritannien allerdings bei den Umweltpatenten (15) sowie den Exporten von nachhaltigen Gütern (7) da. Japan und Südkorea teilen einen Teil ihrer Stärken. So zeichnen sich beide Nationen durch eine ausgeprägte Förderung von FuE im Bereich Umwelt und Energie aus. Dementsprechend können auch beide Länder bezüglich der FuE-Ausgaben für erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz punkten. Schwächen haben beide Länder bei den Exporten nachhaltiger Güter.

    Nachhaltigkeit: Entwicklung großer Volkswirtschaften

    Indikator Nachhaltigkeit für große Volkswirtschaften (2005–2021)

    Deutschland

    China

    Frankreich

    Großbritannien

    Japan

    Korea

    USA

    Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI

    ermunternd ist, dass mit süd-afrika und brasilien immerhin zwei schwellen­länder in bezug auf die umwelt­innovationen solide ergebnisse erzielen. «

    italien und portugal legen zu

    In der Gruppe der Volkwirtschaften aus Süd- und Osteuropa konnten sich insbesondere Italien und Portugal im Ranking verbessern. Während Italien im Jahr 2005 auf 31 Punkte kam, konnte es diesen Wert 16 Jahre später auf 44 Punkte steigern. Portugal konnte einen Zuwachs auf 35 Punkte (+9) verbuchen. Stark zurückgefallen ist hingegen Ungarn, das mit ursprünglich 48 Zählern sehr weit vorne lag. 2021 wurden nur noch 30 Punkte erreicht. Die meisten anderen Länder in Süd- und Osteuropa haben ihre Punktezahl nur wenig verändert, so auch Spanien, das zuletzt 25 Zähler erreicht (–2 gegenüber 2005).

     

    Interessant ist, dass alle Volkswirtschaften in Süd- und Osteuropa zwei Stärken und zwei Schwächen teilen. So liegen alle betrachteten Länder bei den Umweltsteuern in Relation zum gesamten Steueraufkommen sehr weit vorne. Griechenland erreicht hier sogar 100 Zähler. Mit Ausnahme von Spanien, das auf 35 Punkte kommt, liegen alle anderen Länder jenseits der 50er-Marke. Bei den Umweltpatenten hingegen kommt kein Land auf mehr als sechs Punkte, was sich zum Teil durch die allgemein unterdurchschnittlichen Patentierungsaktivitäten in dieser Ländergruppe erklären lässt.

     

    Ansonsten zeigen sich einige interessante Aspekte: Das sonst eher als wenig gründerfreundlich geltende Italien erreicht bei den grünen Frühphasen-Investitionen immerhin 53 Punkte. Portugal kommt sogar auf 56. Nahezu alle Länder in dieser Vergleichsgruppe zeichnen sich durch eine recht hohe staatliche Unterstützung für FuE im Bereich Umwelt und Energie aus. Ungarn führt die Gruppe hier mit 81 Punkten an. Ausreißer nach unten (0) ist Polen, das traditionell stark auf fossile Rohstoffe (Kohle) setzt. Bei Portugal zeigt die staatliche Förderung auch Wirkung, denn bei den FuE-Aktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien erreicht das Land 66 Punkte. Tschechien liegt hier mit 40 Zählern an zweiter Stelle. Schlechte Ergebnisse erzielen Spanien (12) und Griechenland (0).

     

    Ökonomische Erfolge im Sinne eines positiven Handelsbilanzsaldos mit nachhaltigen Gütern können vor allen Dingen Tschechien (100) und Ungarn (86) vorweisen, das heißt, sie exportieren deutlich mehr dieser Güter als sie importieren. Portugal hat Stärken im Bereich der Wissensgenerierung. Bei Umwelt-Publikationen erreicht es 73 Punkte. Insgesamt ergibt sich für Portugal ein Bild der Spezialisierung im Bereich der Nachhaltigkeit, die vor allen Dingen durch staatliche Unterstützung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten zustande kommt. Bei Unternehmen besteht hier aber wie bei den meisten anderen Ländern im Sample noch Ausbaupotenzial.

    Nachhaltigkeit: Entwicklung von Volkswirtschaften in Süd- und Osteuropa

    Indikator Nachhaltigkeit für Volkswirtschaften in Süd- und Osteuropa (2005–2021)

    Tschechien

    Spanien

    Griechenland

    Ungarn

    Italien

    Polen

    Portugal

    Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI

    umweltregulierung ein manko

    In der Gruppe der Schwellenländer konnten vor allen Dingen Indien, Brasilien und Indonesien ihren Platz im Ranking verbessern. Während Indien 2005 nur sieben Punkte erreichte, waren es 2021 immerhin 21 Punkte. Indonesien steigerte seinen Wert im Indikator Nachhaltigkeit von drei auf 15 Punkte, Brasilien von sieben auf 16 Punkte. Im Ranking zurückgefallen sind insbesondere Russland (5 Punkte 2021 gegenüber 10 Punkten 2005), Mexiko (23 Punkte 2021 gegenüber 28 Punkten 2005) und Südafrika (15 Punkte 2021 gegenüber 19 Punkten 2005). Die Türkei blieb mit zuletzt 16 Punkten (–1 gegenüber 2005) nahezu unverändert.

     

    Alle Schwellenländer zeichnen sich durch sehr niedrige Werte im Bereich umweltrelevanter Publikationen und Patente aus. Dies spiegelt auch wider, dass diese Nationen allgemein bei Patentierung und beim wissenschaftlichen Publizieren weit hinten liegen. Außerdem zeigen alle Länder Schwächen im Bereich der Umweltregulierung. Den höchsten Wert erzielt hier die Türkei mit 16 Punkten. Brasilien, Indonesien, Mexiko, Russland und Südafrika kommen nur auf null Punkte. Ebenso sind die Exporte von nachhaltigen Gütern in den meisten Ländern gering. Hier liegt Mexiko mit 28 Punkten auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Türkei und Südafrika erreichen 17 beziehungsweise 16 Zähler. Alle anderen Länder kommen auf null Punkte.

     

    Interessant hingegen sind die Stärken in Bezug auf die Umwelteinstellungen. Indonesien erreicht mit 97 Punkten fast den Bestwert. Dahinter liegen Indien (87) sowie Brasilien (73). Auch Mexiko und die Türkei sind hier mit 54 und 50 Punkten gut positioniert. Russland erreicht mit 34 einen unterdurchschnittlichen Wert, während Südafrika hier nicht punkten kann. Die Daten bezüglich der FuE-Förderung sowie der FuE-Aktivitäten im umweltrelevanten Bereich sind in dieser Vergleichsgruppe lückenhaft. Interessant ist aber, dass Mexiko bei der staatlichen FuE-Förderung im Bereich Umwelt und Energie sogar den Bestwert erzielt.

     

    Ebenso ermunternd ist, dass mit Südafrika und Brasilien immerhin zwei der Schwellenländer in Bezug auf die Umweltinnovationen in Unternehmen mit 27 beziehungsweise 28 Punkten zwar keine Spitzenwerte, aber doch solide Ergebnisse erzielen. Damit liegen diese beiden Länder bezüglich dieses Indikators sogar deutlich vor vielen der süd- und osteuropäischen Länder.

    Zu den Empfehlungen


    6

    Vgl. Braun, B. (2004). Umweltmanagement in der Wirtschaft. Rahmenbedingungen, Diffusionsprozesse und Erfolgsfaktoren auf globaler und regionaler Ebene. Petermanns Geographische Mitteilungen, 148(4), 56–65.

     

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