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Schlüsseltechnologien
empfehlungen
Schlüsseltechnologien sind für neue technologische Lösungen und Innovationen in vielen unterschiedlichen Branchen von entscheidender Bedeutung. Sie stehen im Zentrum der Sicherung von technologischer Souveränität und bestimmen den Handlungsspielraum von Unternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren.
Schlüsseltechnologien sind häufig die Grundlage für die Entstehung neuer Märkte. Sie sind sowohl für die künftige technologische Leistungsfähigkeit eines Landes als auch für den ökonomischen Erfolg zentral. Die Innovationspolitik kann die Entwicklung und Verbreitung von Schlüsseltechnologien auf unterschiedliche Weise fördern. Über eine Forschungsförderung können die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen werden.
Eine Förderung des Wissens- und Technologietransfers kann eine breite Nutzung in der Wirtschaft vorantreiben. Regulative Rahmenbedingungen und nachfrageorientierte Politikmaßnahmen können die Diffusion und das Upscaling wesentlich beschleunigen.
Technologiesouveränität zur Etablierung von Wertschöpfungsnetzwerken stärken
Im Bereich der Schlüsseltechnologien ist die Sicherung von Technologiesouveränität zentral. Sie bedeutet, den Zugang zu neuen Technologien entlang von Lieferketten und innerhalb von Wertschöpfungsnetzwerken zu erhalten und auszubauen, sodass der Innovationsspielraum der Unternehmen nicht eingeschränkt wird und Skalierungserträge realisiert werden können. Dies bedeutet, dass in allen technologischen Schlüsselbereichen eigene Kompetenzen und Kapazitäten aufrechterhalten oder gegebenenfalls auf- und ausgebaut werden sollten.
Der Staat kann hier durch thematische oder technologische Förderprogramme und entsprechende Rahmensetzungen, beispielsweise in den Curricula an den Hochschulen, die Voraussetzungen schaffen. Dabei sollte aber keine rein nationale Brille aufgesetzt, sondern die europäische Zusammenarbeit gesucht werden.
Schlüsseltechnologieförderung ausweiten und europäisch denken
Für den Industrie- und Innovationsstandort Deutschland ist es entscheidend, die Investitionen in Wissenschaft, Forschung, Entwicklung und Innovation in allen Schlüsseltechnologie-Bereichen deutlich auszuweiten, um damit sowohl die Marktfähigkeit der Technologien als auch die Geschwindigkeit ihrer Einführung deutlich zu erhöhen. Dabei ist der Spagat zu meistern zwischen einer grundsätzlichen Technologieoffenheit und einer Schwerpunktsetzung in jenen Technologiefeldern, die für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa kurz- und mittelfristig von großer Bedeutung sind.
Gute europäische Beispiele sind der EU-Chips-Act oder auch die IPCEIs (Important Projects of Common European Interest). Diese Instrumente gilt es auszubauen und sie besser für die Zielerreichung zu nutzen. Deutschland sollte seine Rolle als Vorreiter und Vordenker im europäischen Kontext stärker annehmen und die für Deutschland und Europa wesentlichen Themen vorausschauend anstoßen und vorantreiben. Eine Anpassung des Beihilferechts im Bereich der Schlüsseltechnologien muss angegangen werden, ohne einen Subventionswettbewerb auszulösen. Diffusions- und nachfrageorientierte Maßnahmen sollten vorrangig aufgesetzt werden.
Zielgerichtete Technologie-Fokussierung durch Bottom-Up-Prozesse sicherstellen
Gleichzeitig mit der Erhöhung der für Schlüsseltechnologien zur Verfügung gestellten Mittel müssen diese zielgerichteter und effizienter eingesetzt werden. Eine Spezialisierung oder Fokussierung auf bestimmte Technologiefelder ist dabei unumgänglich, auch wenn Deutschland eine der größten Volkswirtschaften der Welt ist und daher ein breites Portfolio aufrechterhalten kann.
Die Analysen haben jedoch gezeigt, dass Deutschland in vielen Bereichen die internationale Dynamik lediglich mitgehen, jedoch nicht aufholen kann. Spezialisierte Länder haben meist eine höhere Dynamik. Auch hierfür ist eine Koordination der Aktivitäten einzelner Akteure durch die Innovationspolitik sinnvoll. Diese umfasst zunächst eine auf Kriterien basierte, vorausschauende, strategische Kapazitätsplanung in den einzelnen Technologiefeldern, insbesondere, um das Zusammenwirken wissenschaftlicher Grundlagenforschung und industrieller, anwendungsorientierter Forschung zu fördern. Bottom-up-Prozesse unter Beteiligung aller relevanten Akteure, beispielsweise über Innovationsplattformen, stellen den Informationsfluss und die Anwendungsorientierung sicher. Ein Beispiel für eine solche Koordination ist die bundesdeutsche Strategie zur Batteriezellfertigung.
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