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Nachhaltigkeit
Nordeuropa besonders stark
Wirtschaftstransformation für Mensch und Umwelt
Seit dem Innovationsindikator 2023 wird der Aspekt „Nachhaltig wirtschaften“ explizit in einem eigenständigen Kapitel indikatorisch abgebildet. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur eine Aufgabe von besonderer Bedeutung für die Wirtschaft, sondern muss von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Sie hat das Ziel, die wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse der aktuellen Generation zu decken, ohne die Chancen künftiger Generationen zu schmälern. Auf volkswirtschaftlicher Ebene ist Nachhaltigkeit wichtig, denn langfristiger wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Wohlstand sind nur durch die Einhaltung der planetaren Grenzen möglich. Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Staat und Wirtschaft müssen zusammenarbeiten, um nachhaltige Innovationssysteme zu schaffen. Nachhaltigkeit im Sinne des Innovationsindikators zielt somit auf die sozialökologische Transformation des Wirtschaftssystems unter der zeitgleichen Berücksichtigung der ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit ab.
Zum Ausdruck kommt die duale Rolle der Wirtschaft dadurch, dass sie sowohl Verursacher von Umweltbelastungen ist als auch über ihre Fähigkeit, Umweltinnovationen hervorzubringen, dazu beitragen kann, negative Umweltauswirkungen durch neuere Fertigungs- und Produktionsmethoden zu reduzieren. Dieses wiederum kann einen erheblichen ökonomischen Mehrwert erzielen, der sich auch in gesteigertem Wohlstand niederschlägt.
Besonders bedeutend sind hier die Chancen, die sich aus einem Umstieg auf die Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) ergeben. Die Circular Economy ist entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung, da sie den Fokus auf Ressourcenschonung legt. Anders als die lineare Wirtschaft, die Rohstoffe abbaut, verarbeitet und schließlich entsorgt, zielt die Circular Economy darauf ab, Produkte so zu gestalten, dass sie ressourcenschonend produziert, lange genutzt und am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden können.
Der letztjährige Innovationsindikator hat in seinen Empfehlungen zum nachhaltigen Wirtschaften dabei insbesondere die Bedeutung der Politik hervorgehoben. Ihr kommt die Aufgabe zu, durch Gesetze und Förderprogramme die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen. Beispiele sind die Förderung erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz durch Subventionen und Anreize. Regulierungen und Steuern können umweltschädliches Verhalten effektiv steuern. Als ein besonders vielversprechender Ansatz kann die öffentliche Beschaffung gelten, da sie eine enorme ökonomische Hebelwirkung hat und sie auch außerhalb von Innovationsprojekten beihilferechtskonform so ausgestaltet werden kann, dass sie weitgehend wettbewerbsneutral bleibt.
Neben der Wirtschaft und der Wissenschaft spielt das Kaufverhalten eine zentrale Rolle. Ein umweltbewusstes Konsumverhalten reduziert die Umweltbelastung und schafft Anreize für Unternehmen, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Der Konsum beeinflusst auch die Nachhaltigkeit des Verkehrssystems, das für etwa 20 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Um Veränderungen in Konsum- und Mobilitätsmustern zu erreichen, ist eine breite Sensibilisierung der Gesellschaft für Nachhaltigkeit erforderlich.
Der Innovationsindikator spiegelt diese verschiedenen Aspekte im Indikator „Nachhaltig wirtschaften“ wider, der aus elf Einzelindikatoren besteht. Diese erfassen nicht nur Umwelttechnologien und deren Anwendung, sondern auch wesentliche Bereiche des Umweltinnovationssystems in Bezug auf Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Zivilgesellschaft. Ziel ist es, die Ausrichtung der Volkswirtschaften auf Nachhaltigkeitsinnovationen zu bewerten. Dabei werden die gleichen Länder wie bei den Themen Innovation und Schlüsseltechnologien betrachtet und alle Indikatoren sind normiert, um Verzerrungen durch Größenunterschiede zu vermeiden.
Einzelindikatoren zur Messung der Nachhaltigkeit und ihre Quellen
- FuE in erneuerbaren Energien und Energieeffizienz als Anteil am BIP (IEA)
- Grüne Frühphasen-Investitionen (EU und OECD)
- Staatliche FuE-Förderung Umwelt und Energie (OECD)
- Einstellung zu Umweltthemen, Präferenz Umwelt versus Wirtschaft (World Value Survey)
- Umweltrelevante wissenschaftliche Publikationen pro Kopf der Bevölkerung (Scopus)
- Exporte nachhaltiger Güter als Anteil am BIP (Comtrade)
- Umweltinnovationen in Unternehmen (OECD)
- Environmental Policy Stringency Index (OECD)
- Umweltrelevante Patente pro Einwohner (PATSTAT)
- ISO-14001-Zertifizierungen (ISO-Survey)
- Umweltsteuern (OECD)
Zentrale Ergebnisse
Wie im Vorjahr wird das Ranking des Indikators „Nachhaltig wirtschaften“ von Dänemark angeführt, das 66 Punkte erreicht (minus zwei Punkte gegenüber dem Innovationsindikator 2023). Auf Platz zwei folgt Finnland mit 60 Punkten, das seinen Abstand auf Dänemark gegenüber dem Vorjahr deutlich verringern konnte. Punktgleich mit 48 Zählern erreichen Deutschland und Südkorea den dritten und vierten Platz. Auf den Plätzen fünf und sechs folgen Großbritannien (46 Punkte) und die Niederlande (45 Punkte). Österreich (44), Schweden (44), Japan (43) und Frankreich (43) folgen auf den Rängen sieben bis zehn.
Das Ranking „Nachhaltig wirtschaften“ wird durch europäische Volkswirtschaften dominiert. Mit starken Positionierungen von Finnland und Dänemark liegen erneut zwei nordeuropäische Nationen weit vorne. Für die im Indikator „Innovationsfähigkeit“ führenden Nationen Schweiz und Singapur bleiben beim Thema Nachhaltigkeit mit 34 Punkten (Schweiz, Platz 15) beziehungsweise 21 Punkten (Singapur, Platz 24) nur Plätze weitab der Spitzengruppe.
Das breitere Mittelfeld umfasst Portugal, Belgien und Italien sowie weitere europäische Länder wie Tschechien (34), Ungarn (29) und Spanien (29). Außerdem finden sich hier auch Länder wie Australien (26), China (25) und Kanada (25).
Nach wie vor schlecht ist das Abschneiden der USA, die 17 Punkte erreichen. Gegenüber den Vorjahren ist dies ein unverändertes Abschneiden, sodass sich festhalten lässt, dass der stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Inflation Reduction Act bisher keine messbaren Effekte auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene hatte. Ähnlich schlecht positioniert wie die USA sind ansonsten überwiegend Schwellenländer wie Mexiko (19 Punkte) und Südafrika (15). Hinzukommen mit Irland und Israel zwei weitere etablierte Industrieländer, die ebenfalls nur auf 14 beziehungsweise zwölf Punkte kommen. Das Schlusslicht bleibt Russland mit null Punkten.
Um einen detaillierten Blick auf die einzelnen Volkswirtschaften zu werfen, werden die zeitlichen Verläufe sowie die Positionen der Länder bezüglich der einzelnen Indikatoren genauer beleuchtet. Ähnlich wie im Kapitel „Innovationsfähigkeit“ werden vergleichbare Gruppen (führende Länder, große Volkswirtschaften, Mittel- und Südeuropa, Schwellenländer) gebildet und einzeln diskutiert.
Nachhaltigkeit: Ranking und Indexwerte der Volkswirtschaften
1 Dänemark 67 2 Finnland 60 3 Deutschland 48 4 Südkorea 48 5 Grossbritannien 46 6 Niederlande 45 7 Österreich 44 8 Schweden 44 9 Japan 43 10 Frankreich 43 11 Norwegen 41 12 Portugal 39 13 Belgien 36 14 Italien 36 15 Schweiz 34 16 Tschechien 34 17 Ungarn 29 18 Spanien 29 19 Australien 26 20 China 25 21 Kanada 25 22 Polen 23 23 Griechenland 22 24 Singapur 21 25 Taiwan 21 26 Mexiko 19 27 USA 17 28 Südafrika 15 29 Irland 14 30 Israel 12 31 Türkei 12 32 Indien 12 33 Brasilien 11 34 Indonesien 2 35 Russland 0 Quelle: Innovationsindikator 2024
Dänemark mit stabiler Führung
Die punktemäßigen Ergebnisse für die meisten im Indikator „Nachhaltig wirtschaften“ führenden Volkswirtschaften sind über die Zeit mit geringen Schwankungen relativ stabil. So hat Dänemark bereits im Jahr 2005 einen Wert von 66 Punkten erreicht. Dies entspricht in etwa dem aktuellen Wert. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Dänemark vor allem zwischen 2010 und 2015 auch Werte jenseits der 70 Punkte erreicht hatte. Diesen sehr deutlichen Vorsprung hat es zum jetzigen Zeitpunkt teilweise wieder eingebüßt. Größere Änderungen sind in der Spitzengruppe der führenden Länder rar gesät und umfassen, wenn überhaupt, nur bestimmte Zeitperioden. Die einzige Ausnahme ist Deutschland, das zwischen 2010 und 2023 seinen Wert von 37 auf 48 Zähler steigern konnte. Seit 2020 scheint aber auch hier, der Trend eher zu stagnieren.
Ein Blick auf die Ausprägungen bei den Einzelindikatoren zeigt dabei deutliche Stärken-und-Schwächen-Profile auf. Das führende Dänemark punktet vor allen Dingen durch eine relative hohe Zahl umweltbezogener wissenschaftlicher Publikationen, Umweltinnovationen der Unternehmen und umweltrelevante Patente, in denen es jeweils mit 100 Punkten den Höchstwert erreicht. Ausgeprägte Schwächen bestehen bei der ISO-Zertifizierung, wo es auf null Punkte kommt. Diese Schwäche teilt Dänemark mit den meisten anderen Ländern in der Führungsgruppe mit der Ausnahme von Deutschland, das auf immerhin 50 Punkte kommt. Deutschland erreicht beim Export nachhaltiger Güter mit 99 Punkten einen sehr guten Wert, bleibt aber ansonsten hinter absoluten Spitzenplätzen zurück. Solide Werte werden aber bei der staatlichen Förderung für umweltrelevante FuE (79 Punkte) sowie bei grünen Frühphasen-Investitionen (74) erreicht. Das insgesamt gute Abschneiden Deutschlands erklärt sich damit, dass es sich keine besonders ausgeprägten Schwächen leistet. So liegen nahezu alle Indikatoren im Mittelfeld. Das unterstreicht, dass das deutsche System in seiner Breite auf Nachhaltigkeitsthemen ausgerichtet ist, aber weiterhin Entwicklungspotenziale vorhanden sind. Kritisch ist auch anzumerken, dass bei zentralen Erfolgsindikatoren der Wirtschaft, wie zum Beispiel Umweltinnovationen (45), FuE in erneuerbaren Energien (34) und Patenten (35), die Werte eher unterhalb des Durchschnitts liegen. Veränderungen gegenüber dem Vorjahr sind nicht zu verzeichnen.
Südkorea, das im letzten Jahr noch nicht in der Gruppe der führenden Nationen war, hat ein ähnliches Profil wie Deutschland ohne sehr ausgeprägte Stärken und Schwächen. Es erzielt aber anders als Deutschland vor allen Dingen mit guten Positionierungen im Bereich der Wirtschaft, wie zum Beispiel umweltrelevante Patente (79 Punkte), vergleichsweise hohe Werte. Auch bei Umweltsteuern (64) und staatlicher Förderung von Umwelt und Energie (77) positioniert es sich stark. Den deutlichen Schritt nach vorne im internationalen Ranking begründen insbesondere die Indikatorwerte beim Anteil der FuE-Ausgaben in energetischen Schlüsselfeldern sowie bei umweltrelevanten Patenten. Die Niederlande, die ebenfalls neu in dieser Gruppe sind, haben ihre Stärken beim Konsumverhalten (100) sowie den Umweltsteuern. Bei den Umweltinnovationen kommen die Niederlande hingegen nur auf bescheidene 21 Punkte.
Großbritannien, das ähnlich wie die Niederlande starke Werte beim umweltfreundlichen Kaufverhalten (79) hat, erzielt eine gute Positionierung bei den ISO-14001-Zertifizierungen. Sehr schlecht schneidet es bei den umweltrelevanten Patenten ab, wo es nur sieben Zähler erreicht. Auch bei den Umweltinnovationen ist es mit 32 Punkten nicht gut aufgestellt. Im Bereich grüner Erfindertätigkeit sowie Innovationen hat Großbritannien also Schwächen.
Nachhaltigkeit: Entwicklung von Volkswirtschaften mit hohem Indexwert
Indikator Nachhaltigkeit für Volkswirtschaften mit hohem Indexwert (2005–2023)
Deutschland
Österreich
Dänemark
Finnland
Großbritannien
Südkorea
Niederlande
Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI
das deutsche system ist in der breite auf nachhaltigkeit ausgerichtet und leistet sich keine ausgeprägten schwächen. «
Nachhaltigkeit: gesamtranking der Volkswirtschaften
RANG 2005 2010 2015 2020 2023 1 Dänemark Dänemark Dänemark Dänemark Dänemark 2 Finnland Finnland Finnland Finnland Finnland 3 Japan Norwegen Italien Norwegen Deutschland 4 Ungarn Schweden Schweden Deutschland Südkorea 5 Schweden Österreich Norwegen Österreich Grossbritannien 6 Schweiz Niederlande Japan Italien Niederlande 7 Deutschland Ungarn Deutschland Frankreich Österreich 8 Niederlande Kanada Frankreich Schweden Schweden 9 Belgien Tschechien Schweiz Südkorea Japan 10 Norwegen Schweiz Südkorea Grossbritannien Frankreich 11 Österreich Südkorea Österreich Japan Norwegen 12 Südkorea Japan Grossbritannien Schweiz Portugal 13 Tschechien Deutschland Niederlande Tschechien Belgien 14 Australien Italien Taiwan Niederlande Italien 15 Frankreich Australien Australien Taiwan Schweiz 16 Kanada Grossbritannien Kanada Kanada Tschechien 17 Italien Frankreich Belgien Belgien Ungarn 18 Grossbritannien Spanien Portugal Portugal Spanien 19 Mexiko Taiwan Tschechien Australien Australien 20 Spanien China Polen China China 21 Portugal Belgien China Ungarn Kanada 22 Griechenland Mexiko Ungarn Griechenland Polen 23 Singapur Portugal Spanien Spanien Griechenland 24 Polen Polen Griechenland Singapur Singapur 25 Südafrika Singapur Mexiko Mexiko Taiwan 26 Irland Türkei Singapur Polen Mexiko 27 Israel Griechenland Türkei Indien USA 28 Türkei Irland Südafrika USA Südafrika 29 USA Israel Brasilien Türkei Irland 30 China USA Indien Brasilien Isreal 31 Taiwan Brasilien Irland Indonesien Türkei 32 Russland Südafrika USA Südafrika Indien 33 Indien Russland Israel Israel Brasilien 34 Brasilien Indien Indonesien Irland Indonesien 35 Indonesien Indonesien Russland Russland Russland Quelle: Innovationsindikator 2024
Große Volkswirtschaften
Innerhalb der Gruppe der großen Volkswirtschaften hatten zuletzt insbesondere Großbritannien und Südkorea ihre Plätze im Ranking verbessert. Gleiches traf auf China sowie Frankreich zu, die jedoch beide am aktuellen Rand wieder an Boden verloren haben. China kam zu Beginn der Erfassungsperiode nur auf 14 Punkte. Im Jahr 2022 erreichte es bereits 31 Punkte, wobei seit 2010 die punktemäßigen Zugewinne eher gering waren. Im aktuellen Berichtsjahr kam China nur noch auf 25 Zähler. Die chinesische Regierung hatte bereits seit Mitte der 2000er-Jahre in der Phase der aufstrebenden wirtschaftlichen Entwicklung auf nachhaltige Energieversorgung und Umweltinnovationen gesetzt, ein Trend, der sich in jüngeren Perioden noch verstärkte.
Kritiker sahen darin aber in vielen Bereichen lediglich ein Greenwashing der Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftspolitik, vor allem, weil die klassische Energieversorgung weiter aufrechterhalten wurde, das heißt hauptsächlich Kohleverstromung. Gleichzeitig hat die chinesische Regierung nicht nur auf erneuerbare Energien gesetzt, sondern auch massiv in die Atomenergie investiert. Begründet wurde der weiterhin bestehende Energiemix insbesondere damit, dass der schnell ansteigende Energiebedarf in China andernfalls nicht gedeckt werden könne. Während der Corona-Pandemie, so scheint es, sind die Anstrengungen der chinesischen Regierung zum Ausbau nachhaltiger Energietechnologien in Relation zur gesamten wirtschaftlichen Entwicklung in dieser Phase und im Vergleich zu den Anstrengungen anderer Länder zurückgefallen. Eine abschließende Bewertung dieser Phase ist erst mit etwas Abstand zu erreichen.
Chinas Stärken lagen im Indikator „Nachhaltig wirtschaften“ wie zuvor bei den ISO-Zertifizierungen (100 Punkte). Bei den anderen Einzelindikatoren liegt China aber deutlich zurück. Dies betrifft auch den Staat, der weder bei den Umweltsteuern (null Punkte) noch in Bezug auf umweltbezogene Regulierung (27 Punkte) besonders aktiv war, obwohl öffentlich-politische Willenserklärungen etwas anderes suggerieren.
In der Tendenz an Boden verloren hat insbesondere Japan. Zu Beginn der Beobachtungsperiode lag es noch bei 50 Punkten und zum Teil darüber. 2023 erreichte Japan nur noch 43 Zähler. Stärken lagen dabei vor allen Dingen bei den ISO-Zertifizierungen (100) sowie der staatlichen Förderung von Umwelt und Energie (75 Punkte). Schwach aufgestellt ist Japan bei umweltrelevanten wissenschaftlichen Publikationen (null) sowie beim Export nachhaltiger Güter (sieben).
Nach wie vor schwach aufgestellt sind innerhalb der großen Volkswirtschaften die USA, die zuletzt 17 Punkte erreichten, womit die USA im Vergleich zum Vorjahresbericht auf ein sehr ähnliches Ergebnis kommen. Problematisch bleibt, dass sie bei nahezu allen Indikatoren unterdurchschnittlich abschneiden. Null Punkte haben die USA beim Export nachhaltiger Güter sowie bei den Umweltsteuern. Diese Ergebnisse zeigen mit Blick auf den geringen Exporterfolg deutlich, dass mit einer geringen Ausrichtung auf das Thema Nachhaltigkeit auch ökonomische Kosten verbunden sind. Akzeptable Werte werden bei der FuE in erneuerbaren Energien sowie der Förderung von Umwelt und Energie erreicht, auch wenn die USA hier mit 37 und 38 Zählern stets unterhalb des Durchschnitts liegen.
Frankreichs ausgeprägte Stärken liegen in erster Linie bei den umweltbezogenen Regulierungen, wo es auf den Bestwert von 100 Punkten kommt. Mit zwei und 14 Punkten schlecht aufgestellt ist es bei den umweltbezogenen Patenten und Publikationen. Japan und Südkorea teilen in weiten Teilen ihre Stärken. So zeichnen sich beide Nationen durch eine ausgeprägte Förderung von FuE im Bereich Umwelt und Energie aus. Dementsprechend können auch beide Länder bezüglich der FuE-Ausgaben für erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz punkten. Schwächen haben beide Länder bei den Exporten von nachhaltigen Gütern.
Nachhaltigkeit: Entwicklung großer Volkswirtschaften
Indikator Nachhaltigkeit für große Volkswirtschaften (2005–2023)
Deutschland
China
Frankreich
Großbritannien
Japan
Südkorea
USA
Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI
Frankreichs ausgeprägte stärken liegen bei den umweltbezogenen Regulierungen. «
Positiver Trend in Süd- und Mitteleuropa
In der Gruppe der Volkswirtschaften aus Süd- und Mitteleuropa konnte Italien den positiven Trend der Vorjahre nicht fortsetzen. Während es 2020 noch auf 47 Punkte kam, war es bis 2023 auf 36 Punkte abgesackt. Stark zurückgefallen ist ebenfalls Ungarn, das mit ursprünglich 48 Zählern sehr weit vorne lag. 2022 wurden nur noch 29 Punkte erreicht. Deutliche Rückgänge hat Ungarn bei den FuE-Aufwendungen in energetischen Schlüsselfeldern und beim Umweltindex zu verzeichnen. Demgegenüber konnte Portugal im Zeitraum von 2005 bis 2023 um 13 auf zuletzt 39 Punkte zulegen. Die meisten anderen Länder in Süd- und Mitteleuropa haben ihre Punktzahl nur wenig verändert. So auch Spanien, das zuletzt 29 Zähler erreicht (plus zwei gegenüber 2005).
Beachtenswert ist, dass sich alle Volkswirtschaften in Süd- und Mitteleuropa eine Stärke und eine Schwäche teilen. So liegen alle betrachteten Länder, mit Ausnahme von Spanien (35), bei den Umweltsteuern in Relation zum gesamten Steueraufkommen recht weit vorne. Griechenland erreicht hier sogar 100 Zähler. Alle anderen Länder überschreiten 50 Punkte. Bei den Umweltpatenten hingegen erreicht kein Land die zehn Punkte, was sich zumindest teilweise durch die allgemein unterdurchschnittlichen Patentierungsaktivitäten in dieser Ländergruppe erklären lässt. Ansonsten zeigen sich einige interessante Aspekte: Das sonst eher als wenig gründerfreundlich geltende Italien erreicht bei den grünen Frühphasen-Investitionen immerhin 53 Punkte. Das starke Absacken gegenüber 2021 lässt sich ferner auf eine massive Verschlechterung bei den ISO-14001-Zertifizierungen zurückführen. Hier erreichte Italien 84 Punkte, kommt nun aber nur noch auf 13. Nahezu alle Länder in dieser Vergleichsgruppe zeichnen sich durch eine recht hohe staatliche Unterstützung für FuE im Bereich Umwelt und Energie aus. Ungarn führt die Gruppe hier nun sogar mit dem Bestwert von 100 Punkten (2021: 81) an. Ausreißer nach unten ist Polen, das traditionell stark auf fossile Rohstoffe (Kohle) setzt. Immerhin konnte es seinen Wert gegenüber 2021 leicht von null auf elf Zähler erhöhen. Bei Portugal zeigt diese staatliche Förderung auch Wirkung, denn bei den FuE-Aktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien erreicht Portugal 67 Punkte, was einem Plus von einem Zähler gegenüber dem Vorjahresbericht entspricht. Tschechien liegt hier mit unveränderten 40 Zählern an zweiter Stelle. Wie im Vorjahr erzielen hier Spanien (zwölf Punkte) und Griechenland (null Punkte) schlechte Ergebnisse. Ökonomische Erfolge im Sinne eines positiven Handelsbilanzsaldos mit nachhaltigen Gütern können vor allen Dingen Tschechien (100 Punkte) und Ungarn (86 Punkte) vorweisen, das heißt, sie exportieren deutlich mehr dieser Güter als sie importieren. Portugal hat Stärken im Bereich der Wissensgenerierung. Bei Umweltpublikationen erreicht es 67 Punkte. Insgesamt ergibt sich für Portugal ein Bild der Spezialisierung im Bereich der Nachhaltigkeit, die vor allen Dingen durch staatliche Unterstützung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten zustande kommt. Bei Unternehmen besteht hier aber wie bei den meisten anderen Ländern in der Vergleichsgruppe weiterhin noch Ausbaupotenzial.
Nachhaltigkeit: Entwicklung von Volkswirtschaften in Süd- und Mitteleuropa
Indikator Nachhaltigkeit für Volkswirtschaften in Süd- und Mitteleuropa (2005–2023)
Tschechien
Spanien
Griechenland
Ungarn
Italien
Polen
Portugal
Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI
Die Schwellenländer zeigen Schwächen darin, Patente und Publikationen hervorzubringen. «
Schwellenländer
In der Gruppe der Schwellenländer gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer. So hat Russland seit 2005 deutlich eingebüßt. Kam es zum Anfang der Beobachtungsperiode noch auf bis zu 15 Punkte, war es zuletzt auf rechnerische null Punkte abgefallen. Dabei erreicht es bei fast allen Indikatoren, so auch bei der Entwicklung von Umweltinnovationen in Unternehmen als Anteil an allen Innovationen (zwei Punkte), nur den jeweiligen Minimalwert. Verluste verzeichnete ebenfalls Mexiko (19 Punkte 2023 gegenüber 28 Punkten 2005) und Südafrika (15 Punkte 2023 gegenüber 19 Punkten 2005). An Boden verloren hatte auch die Türkei, die zuletzt zwölf Punkte erreicht hat (minus fünf gegenüber 2005). Hinzugewinnen konnten Indien und Brasilien. Während Indien 2005 nur sieben Punkte erreichte, sind es im aktuellen Ranking immerhin zwölf Punkte. Brasilien steigerte seinen Wert von sieben auf elf Punkte.
Alle Schwellenländer zeichnen sich durch sehr niedrige Werte im Bereich umweltrelevanter Publikationen und Patente aus. Dies spiegelt auch eine allgemeine Schwäche dieser Nationen wider, Patente und Publikationen hervorzubringen. Außerdem zeigen alle Länder Schwächen im Bereich der Umweltregulierung. Den höchsten Wert erzielt hier noch die Türkei mit 16 Punkten gefolgt von Indien mit 14 Punkten. Brasilien, Indonesien, Mexiko, Russland und Südafrika kommen nur auf null Punkte. Ebenso sind die Exporte von nachhaltigen Gütern in den meisten Ländern gering. Hier liegen Mexiko und die Türkei mit 19 Punkten noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Südafrika erreicht sieben Zähler. Alle anderen Länder kommen auf null Punkte. Die Daten bezüglich der FuE-Förderung sowie der FuE-Aktivitäten im umweltrelevanten Bereich sind in dieser Vergleichsgruppe lückenhaft. Interessant ist aber, dass Mexiko bei der staatlichen FuE-Förderung im Bereich Umwelt und Energie sogar 100 Punkte erzielt, da solch eine ausgeprägte staatliche Aktivität für Schwellenländern ungewöhnlich ist. Ebenso ermunternd ist, dass mit Südafrika und Brasilien immerhin zwei der Schwellenländer in Bezug auf die Umweltinnovationen in Unternehmen mit 27 beziehungsweise 28 Punkten zwar keine Spitzenwerte, aber doch solide Ergebnisse erzielen. Damit liegen diese beiden Länder bezüglich dieses Indikators sogar deutlich vor vielen der süd- und mitteleuropäischen Länder. Hinzu kommt, dass sowohl die Türkei als auch Südafrika bei den Umweltsteuern mit Werten von 63 und 73 Zählern hohe Ergebnisse erzielen.
Nachhaltigkeit: Entwicklung von Volkswirtschaften in Schwellenländern
Indikator Nachhaltigkeit für Volkswirtschaften in Schwellenländern (2005–2023)
Brasilien
Indonesien
Indien
Mexiko
Russland
Türkei
Südafrika
Quelle: Berechnungen des Fraunhofer-ISI
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