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Innovationsfähigkeit
empfehlungen
Um die Innovationsstärke Deutschlands zu erhalten, ist eine gleichmäßige Entwicklung des Innovationssystems wichtig. Dies ist in den vergangenen 15 Jahren gut gelungen. Mit dem 3,5-Prozent-Ziel soll dieser Weg der gleichmäßigen Expansion der Innovationsressourcen fortgesetzt werden. Die Herausforderung besteht darin, die hohen Investitionen in FuE in Innovationen umzusetzen. Dabei geht es nicht nur um die Einführung neuer Technologien, sondern auch um neue Geschäftsmodelle und die Entwicklung neuer Wertschöpfungsnetzwerke.
Insgesamt muss die Effizienz steigen. Entscheidend ist, die Innovationsfähigkeit in der Breite der Wirtschaft zu erhöhen, die Diffusion von Wissen und Technologien zu beschleunigen, den Transfer zwischen Forschung und Anwendung zu vertiefen sowie Hindernisse bei der Verwertung von Innovationen zu beseitigen. Mit der Zukunftsstrategie wurden hierfür Impulse gesetzt. Allerdings sind zusätzliche Anstrengungen notwendig, insbesondere im Bereich Fachkräfteangebot, innovative Start-ups und Technologiediffusion.
Fachkräftepotenzial optimal nutzen und ausbauen
Das in Deutschland vorhandene Fachkräftepotenzial muss umfassender genutzt werden. Die Erwerbsbedingungen für Frauen müssen sich deutlich verbessern, von der Beseitigung jeglicher Diskriminierung bei Bezahlung und Aufstiegschancen bis zur vollständigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Weiterbildung der Beschäftigten muss individueller – Stichwort: personifiziertes Lernen – und bedarfsorientiert werden. Und in der schulischen Bildung sollten möglichst alle jungen Menschen das Schulsystem mit einer ausreichenden Grundqualifikation verlassen. Daneben muss das Potenzial der Menschen, die nach Renteneintritt weiter aktiv ihre Arbeit ausführen möchten, anerkannt und durch entsprechende Arbeitsmodelle gefördert werden. Die Mobilisierung des Fachkräftepotenzials reicht jedoch nicht aus, um den demografischen Wandel zu kompensieren. Daher ist die Zuwanderung von Fachkräften unverzichtbar.
Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür wurden mit der jüngsten Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes deutlich verbessert. Damit die gesetzlichen Erleichterungen aber auch bei den Einwandernden ankommen, müssen die Verwaltungsprozesse völlig neu aufgestellt werden. Anstelle der Ausländerbehörden und Botschaften muss das Verfahren ab dem ersten Schritt einer neuen Neubürgerbehörde überantwortet werden. Durch die Nutzung der Digitalisierung in allen Verfahrensschritten kann diese Behörde schlank gehalten werden.
Innovative Startups mit passenden Werkzeugen unterstützen
Innovative Unternehmensgründungen sind wichtige Treiber des technologischen Wandels und können mit innovativen Geschäftsmodellen neue Märkte schaffen. Damit solche Gründungen ihre Ideen und wirtschaftlichen Potenziale rasch in Wachstum umsetzen können, ist Wagniskapital notwendig. Mit der Start-up-Strategie hat die Bundesregierung die Bedeutung dieser Unternehmen erkannt und eine Vielzahl richtiger Maßnahmen für mehr Wagniskapitalinvestitionen in Deutschland ergriffen, wie zum Beispiel den Zukunftsfonds, den DeepTech & Climate Fonds und die Aufstockung des Hightech-Gründerfonds.
Damit das Wagniskapital aber auch bei den wachstumsorientierten Startups ankommt, braucht es attraktive Exitkanäle für Investoren. Neben dem klassischen Börsengang (IPO) sollten auch alternative Formen wie Special Purpose Acquisition Companies (kurz: SPACs) ermöglicht werden. In vielen Geschäftsfeldern sind Börsengänge jedoch nicht der beste Exitkanal, da das globale Ausrollen der Geschäftsmodelle industrielle Partner mit entsprechenden Marktkenntnissen sowie Produktions- und Vertriebskapazitäten erfordert.
Um den Einstieg von etablierten Unternehmen in Start-ups zu forcieren, ist vor allem eine entsprechende Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen notwendig. Diese kann durch steuerliche Regelungen, etwa durch die Erleichterung von Kapitalerhöhungen, gefördert werden.
Wissenstransfer und Diffusion von Technologien stärken
Spin-offs aus der Wissenschaft sind ein Erfolg versprechender Weg, um neue Forschungsergebnisse in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Eine längere Parallel- oder Übergangsphase kann zu einer höheren Spin-off-Qualität führen. Gründerinnen und Gründer können so zum einen an der Validierung und Weiterentwicklung der Forschungsergebnisse arbeiten und zum anderen den Unternehmensaufbau vorantreiben. Hierfür sind flexible Beschäftigungsmöglichkeiten an den Wissenschaftseinrichtungen vorzusehen.
Für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft spielt die Aufteilung des in der Kooperation entstehenden intellektuellen Eigentums (IP) eine zentrale Rolle. Eine professionelle und effiziente Administration aufseiten der Wissenschaftseinrichtungen sowie faire und zweckgemäße Vereinbarungen sind hierfür unerlässlich. Gerade an Hochschulen ist darauf zu achten, dass solche Vereinbarungen rasch sowie auf Basis der tatsächlich an der Hochschule entstehenden Kosten und einer realistischen Einschätzung des Werts von IP umgesetzt werden.
In der öffentlichen Debatte wird diskutiert, ob durch die Einführung einer Neuheitsschonfrist akademische und Verwertungsinteressen in Einklang gebracht werden könnten, um so die zuletzt stagnierende Patenttätigkeit zu erhöhen.
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