Schwerpunkt 1: Effizienz
Empfehlungen
Die Ergebnisse dieses Kapitels haben gezeigt, dass neben den Investitionsniveaus auch in der Effizienz der Ressourcenverwendung zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede bestehen. In vielen der ökonomisch führenden Länder Europas scheinen die Schwächen insbesondere beim Technologietransfer zu liegen. Gleichzeitig wird die Steigerung der Forschungseffizienz bei knapper werdenden öffentlichen Budgets immer wichtiger. Öffentliche Mittel müssen so eingesetzt werden, dass sie maximalen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Das erfordert Priorisierung strategischer Themen, strengere Bewertungskriterien, bessere Koordination und gemeinsam genutzte Infrastruktur, um Doppelarbeiten zu vermeiden. Open Science, standardisierte Datenformate und digitale Prozesse verbessern die Wiederverwendbarkeit und reduzieren den Overhead. Bürokratieabbau und gezielte Public-private-Partnerships mobilisieren zusätzliche Ressourcen. Ergebnisorientierte Fördermodelle und klare Impact-Metriken lenken die Forschung auf anwendungsrelevante Lösungen, erhalten Exzellenz und steigern den Return öffentlicher Investitionen.
Publikationsstärke ist das dominierende Kriterium bei der Berufung auf eine (universitäre) Professur. Dies ist einerseits wichtig, um die Funktionsfähigkeit der akademischen Forschung aufrechtzuerhalten. Andererseits werden dadurch die Anreize für den Wissenstransfer geschwächt. Die gleichrangige Behandlung von Anwendungsorientierung in speziellen Transferprofessuren mit Schwerpunkt Wissens- und Technologietransfer könnten die Trennung von Grundlagenforschung und Praxis überwinden, indem ein gewisser Teil der Professuren gezielt auf Brückenfunktionen ausgerichtet wird – etwa moderierte Industriepartnerschaften oder Unterstützung bei Ausgründungen. So könnte gleichzeitig der Transfer institutionell gestärkt werden und eine Überfrachtung akademischer Anforderungsprofile vermieden werden.
Bürokratie behindert nicht nur die Wirtschaft, sondern verlangt auch der Wissenschaft einen hohen Ressourceneinsatz ab. Dies reicht von Berichtspflichten, über Monitoring-Aktivitäten bis hin zu Kontrollsystemen. Während es für die meisten Fälle gute Begründungen geben mag, ist in der Summe ein System entstanden, das zahlreiche Ressourcen bindet, die nicht für das Schaffen neuen Wissens zur Verfügung stehen. Wie in der Wirtschaft sollten auch in der Wissenschaft die Bürokratieanforderungen einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen werden und konsequent jene Anforderungen reduziert oder abgeschafft werden, die hier nicht positiv abschneiden.
Die Förderung von Scale-ups ist entscheidend, um Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte zu überführen. Scale-ups schaffen technologische Reife, validierte Geschäftsmodelle und Produktionskapazitäten, ziehen Kapital, Talente und Zuliefernetzwerke an und senken Marktrisiken. Zentral ist die ausreichende Verfügbarkeit von Wagniskapital: Während Frühphasenrisikokapital in Deutschland und Europa durch verschiedene Maßnahmen (zum Beispiel Hightech-Gründerfonds) breiter zur Verfügung steht, sind die Zahl der Scale-ups und das Volumen von Wagniskapital nach wie vor gering. In der Scale-up-Phase wandern daher besonders vielversprechende Start-ups immer wieder in die USA ab und schaffen dort den aus ihren Erfindungen resultierenden ökonomischen Wohlstand.