Einleitung

Effizienz und Offenheit im Blick

Die Veröffentlichung des Innovationsindikators 2025 fällt in eine Zeit großer wirtschaftlicher Verunsicherung. Die Prognosen für das laufende und auch das kommende Jahr erwarten nur ein geringes Wachstum sowohl in Deutschland als auch in vielen weiteren europäischen Ländern. Die Haushaltslage ermöglicht nur geringe Spielräume, worunter auch die staatlichen Investitionen in das Innovationssystem leiden. Die Stärkung von Wissenschaft und Forschung bleiben zwar wichtige Ziele der deutschen Politik, aber angesichts der Investitionen anderer Länder in diesen Bereichen läuft Deutschland Gefahr, bei der technologischen Leistungsfähigkeit und damit mittelfristig auch bei der Wettbewerbsfähigkeit zurückzufallen. Obwohl die Sondervermögen über eine höhere staatliche Nachfrage Impulse in die Wirtschaft tragen, bleibt es unklar, wann und wo die Mittel eingesetzt werden und ob sie dann auch zur Steigerung der Innovationsfähigkeit beitragen.

Geopolitische Entwicklungen und militärische Konflikte führen zu Unsicherheiten und zusätzlichen Kosten für die globale Wirtschaft, einschließlich der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Handelshemmnisse wie Zölle und weitere protektionistische Maßnahmen beeinflussen den internationalen Handel mit Waren und Dienstleistungen, was für Unternehmen mit Exportfokus oftmals höhere Kosten und einen geringeren Absatz in Auslandsmärkten bedeutet. Gleichzeitig sind die öffentlichen Haushalte weltweit stark belastet durch die Bewältigung vergangener Krisen und hohe Ausgaben für Sozialsysteme. Unternehmen und Staaten sind deshalb verstärkt auf eine effiziente Verwendung knapper Mittel angewiesen. In diesem Jahr widmet sich der Innovationsindikator daher nicht nur der Innovationsfähigkeit der betrachteten Länder, sondern bietet anhand verschiedener Dimensionen eine Untersuchung der Effizienz dieser Systeme.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Offenheit der Systeme, die durch die veränderte geopolitische Lage wie lange nicht mehr bedroht ist. Wir diskutieren daher in einem eigenen Kapitel die Offenheit von Innovationssystemen, das heißt sowohl die Vernetzung als auch die Austauschbeziehungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, und setzen die Ergebnisse in Relation zur Innovationsfähigkeit, die im ersten Kapitel dargestellt wird.

Schlüsseltechnologien bestimmen nicht nur die aktuelle Wettbewerbssituation, sondern erlauben auch einen nach vorn gerichteten Blick auf zukünftige Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeiten in verschiedenen technologischen Teilbereichen. Ein Kapitel beschäftigt sich daher mit sieben ausgewählten Schlüsseltechnologien.

Die Nachhaltigkeit der Wissensnutzung und der Industrieproduktion steht im Mittelpunkt eines weiteren Kapitels, ehe am Ende dieser Veröffentlichung die Methoden zusammenfassend dargestellt werden.

Zielrichtung und Methode des Innovationsindikators

Der Innovationsindikator 2025 beschreibt die Situation und die Entwicklung von 35 wissens- und innovationsorientierten Volkswirtschaften weltweit. Zugrunde liegt das Konzept der Nationalen Innovationssysteme (NIS), das verschiedene Teilsysteme unterscheidet und deren Ausgestaltung die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft bedeutend beeinflussen. Der NIS-Ansatz hat eine lange Tradition in der Innovationsforschung und hat sich in der Vergangenheit als fruchtbarer Ausgangspunkt für die empirische Analyse von Innovationsprozessen auf nationaler Ebene erwiesen. Erweiterungen und Verfeinerungen des Ansatzes in jüngerer Vergangenheit, die auch dem Innovationsindikator zugrunde liegen, fokussieren stärker auf die Funktionen innerhalb des Systems.1 Der Innovationsindikator greift diese Erkenntnisse der Innovationsforschung auf und überführt sie in ein operationalisiertes Messkonzept. Der zunehmende Technologiewettbewerb im Zuge geopolitischer Neuordnung sowie die zentralen Herausforderungen der Dekarbonisierung und Digitalisierung von Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Gesellschaft sind als Hintergrund des Innovationsindikators zu verstehen. Deshalb stellt der Innovationsindikator folgende drei Aspekte in den Vordergrund:

  • Innovationen hervorbringen
     
  • Zukunftsfelder durch Schlüsseltechnologien entwickeln
     
  • Nachhaltig wirtschaften

Alle drei Funktionen werden dabei als eigenständige Zielfunktionen betrachtet und innerhalb des Konzepts Innovationsindikator in Form eigenständiger Kompositindikatoren erfasst. Eine Verrechnung der diesen Funktionen zugeordneten Indikatoren erfolgt dabei nicht.

Innovationen

Der Innovationsindikator berücksichtigt, wie zukunftsfähig die Positionierung eines Landes ist. Dies gelingt erstens durch die Analyse, wie gut die einzelnen Volkswirtschaften in Bezug auf bedeutsame Schlüsseltechnologien abschneiden. Zweitens berücksichtigt er, wie nachhaltig die Wirtschaft sowie die Innovationsprozesse ausgestaltet werden. Beispielsweise kann eine Volkswirtschaft in der Gegenwart innovatorisch erfolgreich sein, aber langfristig starken Innovationshemmnissen ausgesetzt sein, wenn sie nicht ausreichend in zukünftig bedeutsame Technologien investiert, die über viele Branchen hinweg Innovationstreiber sind, oder wenn die Innovationen umwelt- und ressourcenbezogene Nachhaltigkeitsgrenzen nicht einhalten. In diesem Sinne verfolgt der methodisch-konzeptionelle Rahmen des Innovationsindikators das Ziel, eine langfristigere Perspektive auf die Innovationsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften zu eröffnen.

Zukunftsfelder

Mit Blick auf die Schlüsseltechnologien werden sieben technologische Bereiche abgebildet, die wir für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit für besonders relevant halten, nicht zuletzt deshalb, weil sie Voraussetzungen für Entwicklungen in anderen Technologiebereichen und für eine Vielzahl an Wirtschaftszweigen bieten. Diese sind:

  • Digitale Hardware
     
  • Digitale Vernetzung
     
  • Neue Produktionstechnologien
     
  • Energietechnologien
     
  • Neue Werkstoffe und fortschrittliche Materialien
     
  • Biotechnologie
     
  • Kreislaufwirtschaft

Die Funktion „Zukunftsfelder durch Schlüsseltechnologien entwickeln“ fokussiert auf die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Innovationen in bestimmten, allgemein definierten Technologiebereichen eigenständig hervorzubringen und die daraus erwachsenden ökonomischen Entwicklungspotenziale zu nutzen. Diesem Ansatz liegt somit eine langfristige, technologieorientierte Wettbewerbsperspektive zugrunde.

Nachhaltigkeit

Erweitert wird diese Wettbewerbsperspektive um die Funktion „Nachhaltig wirtschaften“, die primär auf die Einhaltung planetarer Grenzen abzielt. In dieser Funktion geht es um die Frage, ob bestehende Produktions- und Innovationsprozesse nachhaltig organisiert sind und welche wissenschaftlich-technologischen Voraussetzungen in den Ländern bestehen, um die Transformationen von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen.

Eine Liste der jeweiligen Indikatoren findet sich in den einzelnen Kapiteln sowie im Methodenbericht.


1 Vgl. Bergek, A., Jacobsson, S., Carlsson, B., Lindmark, S. & Rickne, A. (2008): Analyzing the functional dynamics of technological innovation systems: A scheme of analysis. Research Policy, 37(3), S. 407–429.

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