Schwerpunkt 2: Offenheit

Empfehlungen

Für Deutschland ist Wissen der wichtigste Rohstoff. Vor diesem Hintergrund verfolgt die deutsche Politik seit Langem einen sehr offenen Internationalisierungs- und Kooperationsansatz von Wissenschaft und Forschung. Ungewollte Abflüsse von Wissen an Dritte können jedoch nachteilige Effekte haben. In der heutigen Situation haben Fragen von gemeinsamen Werten, Forschungssicherheit, technologischer Souveränität und Effekten auf die Wettbewerbsfähigkeit größere Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig machen die Dynamiken der globalen Wissensproduktion den internationalen Austausch noch wichtiger. Deutschland muss daher weiterhin international kooperieren, hat aber derzeit noch keinen Modus Operandi unter den neuen Rahmenbedingungen gefunden.

Strategie: Deutschland braucht eine neue Strategie für die internationale Zusammenarbeit, die Forschungssicherheit und technologische Souveränität bei gleichzeitig möglichst großer Offenheit sicherstellt. Ein selbstreferenzielles System, bei dem wir nur innereuropäisch oder mit wenigen Ländern außerhalb Europas kooperieren, können wir uns wissenschaftlich und aufgrund der Rückwirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit nicht leisten. Die derzeitige Situation der extremen Zurückhaltung in nahezu allen Disziplinen und Themen – die sich vor allem im Fehlen internationaler Kooperationsprogramme manifestiert – führt im Wesentlichen nur dazu, dass Deutschland abgehängt wird und die relevanten Länder außerhalb Europas andere Partnerschaften eingehen.

Kulturwandel: Die Berücksichtigung von Forschungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit kann nicht länger mit Verweis auf die Freiheit der Wissenschaft zurückgewiesen werden. In einem Dialog17 haben sich Wissenschaft und Politik bereits auf Eckpunkte geeinigt. Es gilt jetzt, gemeinsam einen Kulturwandel zu schaffen und die Sensibilität zu erhöhen. Vor allem müssen Prozesse gestaltet werden, die dies sicherstellen. Allerdings muss nicht nur die Wissenschaft in die Verantwortung genommen werden, sondern dies gilt mindestens ebenso für Unternehmen. Kooperationen, aber auch Marktaktivitäten, die auf Wissen aus Deutschland aufbauen, sollten stets unter der Maßgabe des Nutzens für Deutschland bewertet werden.

Rahmen für Unternehmen: Offenheit von Innovationssystemen bedeutet auch, die Rahmenbedingungen für Unternehmen so zu gestalten, dass sie Wissen aus Deutschland für den Erfolg auf internationalen Märkten einsetzen können und gleichzeitig international verfügbares Wissen nach Deutschland holen. Eine Willkommenskultur kombiniert mit einfacheren und schnellen Visaverfahren ermöglicht den Zuzug von qualifiziertem Humankapital. Ausländische Studierende in Deutschland und deutsche Studierende im Ausland bilden die Basis des Wissensaustauschs und ermöglichen ein gegenseitiges kulturelles Verständnis.


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