Schlüsseltechnologien

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Schlüsseltechnologien sind für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von herausragender Bedeutung. Dabei gibt es solche Schlüsseltechnologien, die einen Querschnittscharakter haben und in vielen anderen Branchen und Technologiebereichen benötigt werden. Digitale Technologien und künstliche Intelligenz gehören hierzu und bilden wichtige Säulen zur Sicherung der technologischen Souveränität, von Märkten und damit von wirtschaftlicher Entwicklung. Dabei ist nicht nur die Fähigkeit zur Entwicklung dieser Technologien und eine starke Marktposition für ihre kommerzielle Verwertung wichtig. Auch die Diffusion und Anwendung in zahlreichen anderen Bereichen wie Bioökonomie, Maschinenbau oder Fahrzeugbau spielen eine große Rolle. Deutschland hat bei der Entwicklung digitaler Technologien eine gute Position, droht aber bei der Anwendung in zahlreichen Bereichen zurückzufallen. Es hat beispielsweise die Spitzenposition bei neuen Produktionstechnologien verloren. Insgesamt ist die zentrale Erkenntnis, dass Deutschland zwar nicht absolut schlechter geworden ist, dass aber andere Länder und Akteure eine höhere Dynamik erreichen. In anderen Ländern wird nicht nur mehr und intensiver geforscht, sondern die Erkenntnisse werden auch schneller in die Anwendung gebracht.

Neben den Querschnittstechnologien gibt es auch solche Technologien, die zukünftig zu einem „Gamechanger“ werden (können) und damit einerseits durchaus einen ermöglichenden Charakter haben, aber andererseits auch ein großes wirtschaftliches Potenzial bieten. Hier sind insbesondere die Energietechnologien zu nennen, aber auch Nachhaltigkeitstechnologien und neue Materialien.

Die Setzung von Prioritäten ist unumgänglich, aber mindestens ebenso wichtig ist eine langfristige Perspektive in den einzelnen Schlüsseltechnologiefeldern, um Investitionen zu sichern und eine nachhaltige Wirkung zu ermöglichen. Zudem ist die Frage der technologischen Souveränität zentral, weil Schlüsseltechnologien Abhän-gigkeiten, Synergien und Schnittmengen auch untereinander haben. Kernaufgaben sind die Sicherung von Kontinuität, die Schaffung kritischer Masse und ein differenziertes, zielgerichtetes politisches Handeln in jeder Schlüsseltechnologie. Die Hightech Agenda Deutschland (HTAD) nennt sechs Schlüsseltechnologien, von denen wenigstens zwei (Quantentechnologien und Fusion) noch in einer sehr frühen Phase stecken und derzeit noch keine wirtschaftlichen Effekte erzielen. Durchbrüche in diesen Technologien sind jedoch in den nächsten Jahren zu erwarten. Deshalb ist es richtig, Maßnahmen zu ergreifen, um zu den First-Movern zu gehören. Gleichzeitig sind jedoch zwei der früher genannten Schlüsseltechnologien nicht mehr explizit erwähnt (neue Produktionstechnologien und neue Materialien). Diese mögen nun in den jeweiligen Anwendungsbereichen (Batterien, Kreislaufwirtschaft), in den Vorleistungsbereichen (Mikroelektronik bei Produktionstechnologien oder Biomaterialien) oder auch auf der Ebene einzelner Programme fortgeführt werden. Es ist dabei jedoch darauf zu achten, dass die bestehenden Spitzenpositionen und die daraus erwachsenden Beiträge zur technologischen Wettbewerbsfähigkeit und zur wirtschaftlichen Entwicklung nicht verloren gehen. Diese Bereiche dürfen nicht zu „Technologien zweiter Klasse“ reduziert werden, denn ihre Bedeutung als Schlüssel für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit besteht weiter.

Um die Entwicklung von Schlüsseltechnologien voranzutreiben, ist zum einen ein grundlegender Kompetenzaufbau nötig, der in den Europäischen Forschungsraum (ERA – European Research Area) eingebettet werden sollte. Daneben sind in Deutschland die Bundesländer und die jeweiligen regionalen Cluster als wesentliche Akteure einzubinden. Die HTAD sieht dies erstmals explizit vor, indem gemeinsame Roadmaps erarbeitet werden sollen. Gerade in den Bereichen von Schlüsseltechnologien muss allerdings strikt vermieden werden, dass Wissenschafts- und Innovationspolitik mit Strukturpolitik verbunden wird, denn das würde bei diesen wichtigen Themen zu Ineffizienzen und geringerer Effektivität führen, die sich Deutschland nicht leisten kann. Zum anderen sollten Start-ups und die breite Aufnahme der Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft gefördert werden. Die Beteiligung Deutschlands an den IPCEIs ist daher sehr zu begrüßen, ebenso wie eine Unterstützung des Ausbaus des nächsten Forschungsrahmenprogramms. Auch national muss die Forschung koordiniert oder gebündelt und durch gezielte Investitionen in (öffentliche) Forschung und Entwicklung sowie Effizienzsteigerungen im Wissenschaftssystem an die internationale Spitze zurückgeführt werden.

Für Deutschland ist es entscheidend, das nationale Innovationssystem gerade mit Blick auf die Schlüsseltechnologien agiler zu gestalten und es an die neuen, weltweiten Dynamiken anzupassen. In der Ausgestaltung der Hightech Agenda Deutschland der Bundesregierung muss sich diese Agilität bei gleichzeitiger Kontinuität erst noch erweisen. Unsicherheiten wie beim Thema Wasserstoff oder früher auch beim Thema Brennstoffzelle kann sich Deutschland nicht mehr leisten. Und um das Ziel zu erreichen, 3,5 Prozent des BIP für FuE aufzuwenden, muss es ein klares Commitment der Bundesregierung zum öffentlichen Anteil an diesen Investitionen geben.

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